Brüsseler Bericht: Ungarns Probleme werden im jüngsten EU-Wirtschaftsbericht hervorgehoben

Ungarns Wirtschaft befindet sich derzeit in einer unbeständigen Phase. Die Pandemie, geopolitische Spannungen, Inflationsdruck und die komplexen Auswirkungen innenpolitischer Maßnahmen haben die Wirtschaftsleistung des Landes beeinträchtigt. Laut dem jüngsten Bericht der Europäischen Kommission, der im Frühjahr 2025 veröffentlicht wurde, wird für dieses Jahr zwar ein bescheidenes Wachstum erwartet, doch bleibt Ungarn weiterhin hinter seinen regionalen Konkurrenten zurück – insbesondere bei den Investitionen.
Die jüngste Prognose der Europäischen Kommission deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in der gesamten Europäischen Union im Jahr 2025 gedämpft bleiben wird. Das reale BIP-Wachstum wird für die EU auf etwa 1,1% und für den Euroraum auf 0,9% geschätzt. Die Aussichten verbessern sich leicht für 2026, wenn das EU-Wachstum voraussichtlich 1,5% erreichen wird. In der Zwischenzeit wird ein allmählicher Rückgang der Inflation prognostiziert, die bis 2026 unter 2% fallen könnte. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt von globalen Risiken geprägt: Geopolitische Instabilität, Unsicherheit im Handel und eine schwache Auslandsnachfrage behindern weiterhin die Erholung und stellen Ungarn vor große Herausforderungen.
Ungarns wirtschaftliches “Wachstum”
Die ungarische Wirtschaft wuchs im Jahr 2024 nur um 0,5% – ein schwaches Ergebnis, selbst im europäischen Vergleich. Dieses begrenzte Wachstum wurde hauptsächlich durch steigende Reallöhne und den Konsum der privaten Haushalte angetrieben, während die Investitionen aufgrund eines unsicheren Geschäftsklimas und geringerer öffentlicher Ausgaben zurückgingen. Die Kommission prognostiziert ein BIP-Wachstum von 0,8% im Jahr 2025, das bis 2026 auf 2,5% ansteigen soll. Dies bleibt jedoch unter den regionalen Wettbewerbern wie Polen (3,3%) und Rumänien (1,4%) für das laufende Jahr.
Laut HVG wird die wirtschaftliche Konvergenz Ungarns langsam verlaufen und weitgehend von der Verbesserung der externen Bedingungen abhängen.

Konsum und Investitionen der privaten Haushalte
Nach Ansicht der VG ist der Konsum der privaten Haushalte derzeit die treibende Kraft der EU-Wirtschaft. Höhere Realeinkommen, Steuersenkungen und steigende Löhne fördern die Konsumausgaben und stützen damit die Wirtschaftstätigkeit. Die Investitionen – insbesondere im Unternehmenssektor – sind jedoch nach wie vor gedämpft, und eine deutliche Erholung ist vor 2026 unwahrscheinlich. Ein solcher Aufschwung wird von einer Verringerung der globalen Unsicherheit und der Wiederaufnahme staatlich geführter Bauprojekte abhängen. Auch die Exporte sind schwach, vor allem aufgrund eines Rückgangs der Maschinen- und Fahrzeugexporte. Die Kommission glaubt jedoch, dass sich dieser Sektor erholen könnte, wenn die Auslandsnachfrage anzieht.

Ungarns Wirtschaft ist in hohem Maße von Exporten und globalen Lieferketten abhängig – insbesondere in der Automobilindustrie und anderen Sektoren mit hoher Wertschöpfung. Wenn die europäische oder globale Nachfrage schwach bleibt, wird die heimische Industrie direkt darunter leiden. Unterdessen bestehen auch inländische Risiken fort: Der Inflationsdruck ist nach wie vor beträchtlich und wird durch das rasche Lohnwachstum und die gestiegenen Staatsausgaben noch verschärft. Wirtschaftliche Unsicherheit, politische Risiken und ein intransparentes regulatorisches Umfeld schrecken Investoren weiterhin ab.
Haushaltsdefizit, steigende Löhne und Inflation in Ungarn
Die Arbeitslosenquote in Ungarn lag 2024 bei 4,5%, was nicht außergewöhnlich ist, aber die Zahl der offenen Stellen ist zurückgegangen. Die Löhne sind jedoch deutlich gestiegen, und dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen, da 2025 eine weitere Erhöhung des Mindestlohns um 9 % in Kraft treten wird. Dies wird sich insbesondere auf den öffentlichen Sektor auswirken, aber auch auf den Arbeitsmarkt im Allgemeinen. Während die Gesamtinflation im vergangenen Jahr 3,7% betrug, lag die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) mit 5,9% deutlich höher. Im ersten Quartal dieses Jahres begann die Inflation wieder zu steigen, angetrieben durch die Erhöhung der Verbrauchssteuer und die gestiegenen Preise im Dienstleistungssektor. Für das Gesamtjahr wird eine Inflationsrate von 4,1 % prognostiziert, die bis 2026 auf 3,3 % sinken könnte – was allerdings weitgehend von den externen Marktbedingungen und der Lohnentwicklung abhängt.

Das Haushaltsdefizit lag 2023 bei 6,7% des BIP, sank aber 2024 auf 4,9%, teilweise aufgrund von Kürzungen der Energiesubventionen und öffentlicher Investitionen. Es wird voraussichtlich 4,6% im Jahr 2025 und 4,7% im Jahr 2026 erreichen. Der leichte Anstieg spiegelt neue steuerliche Belastungen wider, wie z.B. die Einkommenssteuerbefreiung für Mütter und erweiterte Steuergutschriften für Familien. Während diese Kosten teilweise durch die Ausweitung der sektoralen Steuern ausgeglichen werden, werden die steigenden Löhne im öffentlichen Sektor weiterhin Druck auf den Haushalt ausüben.
Ungarns öffentliche Schulden im Verhältnis zum BIP stiegen von 73,5% auf 74,5% im Jahr 2024, vor allem aufgrund der Abschwächung des Forint und der Übernahme des Budapester Flughafens durch die Regierung. Hohe Zinszahlungen im Jahr 2025 werden die Verschuldung weiter ansteigen lassen, obwohl sie bis 2026 leicht auf 74,3% sinken dürfte. Auch wenn diese Verschuldung im EU-Vergleich nicht außergewöhnlich ist, ist es für eine kleine, offene Volkswirtschaft wie Ungarn von entscheidender Bedeutung, die finanzpolitische Stabilität aufrechtzuerhalten – vor allem in den Augen internationaler Investoren.
Insgesamt bleiben die wirtschaftlichen Aussichten Ungarns gemischt. Aktuellen Daten zufolge gehört das Land zu den am langsamsten wachsenden Volkswirtschaften in der Region, insbesondere was das BIP-Wachstum und die Investitionen betrifft. Allerdings könnte es in den kommenden Jahren Potenzial für eine Konvergenz geben, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld stabilisiert und sowohl die Exporte als auch die Investitionen wieder angekurbelt werden.
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